Eine Gratwanderung sollte es werden …


Ich gehöre zu den Menschen, die an sich selbst die höchsten Ansprüche IMG_6062stellen. Das endet oft damit, dass das Erreichte für gewöhnlich meinem Standard nicht genügt und schnell wieder in Vergessenheit gerät. Wer kümmert sich auch schon gern um die Misserfolge? Ich jedenfalls nicht.

Als ich mich damals dazu aufraffte, aus der Idee mit den Dingen einen Roman zu machen, stellte ich den Anspruch, dass die Geschichte eine Gratwanderung werden sollte, die es auf der einen Seite Kindern einfach macht, dem Verlauf zu folgen, sich verstanden zu fühlen und schließlich in einer kindgerechten Art aus den Abenteuern des Teddybären Osito zu lernen. Im Gegensatz dazu sollten Erwachsene die Lektüre als durchaus anspruchsvoll wahrnehmen, den tieferen Sinn erkennen und dabei verstehen, wie Kinder sich in der eigenen Welt versuchen zurechtzufinden, vor allem dann, wenn die Dinge mal nicht nach Plan verlaufen.

Damals glaubte ich an den Erfolg, noch lange bevor ich überhaupt ein fertiges Manuskript in der Hand hielt. Ich schrieb während meiner Weltreise in Hostels, am Strand, in Bussen und Zügen und erzählte jedem begeistert von meiner Idee und meinem Anspruch. Das liegt nun bereits sechs Jahre zurück.

Heute schaue ich zurück und sehe Kinder, die begeistert dem Hörbuch lauschen, freue mich über lobende Aussagen von erwachsenen Lesern und tauche in die vielfältigen Rezensionen ein, wenn ich mal wieder meinen Ansprüchen nicht gerecht geworden bin und völlig missmutig in die Zukunft schaue.

Ohne wenn und aber, erkenne ich an, dass ich mein Ziel, eine Gratwanderung zwischen einem kindlichen und einem erwachsenen Leser erreicht habe. Schließlich muss auch ich einmal anfangen, Erfolge zu feiern.

Sandy Seeber, Juni 2015

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